Sorge um die grünen Giganten 18. Oktober 202414. November 2024 Alleen sind Kulturgut und Biotop zugleich. Jedoch sind viele der oft historischen Baumreihen in die Jahre gekommen und kränkeln. Der morgige Aktionstag soll zu ihrem Schutz aufrufen. Mitteldeutsche Zeitung vom 18. Oktober 2024 BERLIN/MAGDEBURG/DPA/JB. Alleen sind oft beeindruckende Naturdenkmäler und Landschafts-marken. Sie prägen vor allem im Norden und Osten von Deutschland zahlreiche Straßen. Auch wer durch Sachsen-Anhalt fährt, kann viele dieser teils historischen Baum-Giganten bewundern. Aber: sie sind in Gefahr, warnen Experten mit Blick auf den „Tag der Al-lee“ (20. Oktober). Alarm auch in Sachsen-Anhalt Zu den Hauptproblemen zählen Überalterung, Schädlinge, höhere Hürden für Nachpflanzungen und Klimastress. Und so fehlen inzwischen auch hierzulande Tausende Bäume entlang den Straßen, obwohl sie – gesetzlich belegt – hätten nachgepflanzt werden müssen. Das beklagten wiederholt die Grünen von Sachsen-Anhalt: Im Jahr 2020 fehlten 7.638 Bäume an Alleen in Sachsen-Anhalt. Drei Jahre später seien gerade einmal 661 Bäume nachgepflanzt, rechneten sie im vergangenen Jahr im Landtag vor. „Das ist eindeutig zu wenig. Mit einem Alleenfonds könnten die Lücken in bestehenden Alleen geschlossen werden und damit die Alleen dauerhaft erhalten bleiben“, erklärte dazu Wolfgang Aldag, umweltpolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion, und verwies auf den Alleenfonds in Mecklenburg-Vorpommern, der sich bewährt habe. „Die Alleen in Deutschland haben eine schlechte Altersstruktur‘, sagt auch Jürgen Peters, Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Die meisten ten Alleen seien vor 100 Jahren oder teils davor gepflanzt worden. Für die Verkehrssicherheit müssen inzwischen manche Baumkronen stark geschnitten werden – die Wunden bieten ein Einfallstor für Pilze oder andere Schädlinge. „Wir müssten ganz dringend sehr viel mehr nachpflanzen, wenn wir das Ziel haben, den Alleenbestand zu erhalten“, sagt Peters. Allerdings gibt es inzwischen für Bundes- und Landesstraßen die Vorgabe, dass neu gepflanzte Bäume einen Abstand von 4,50 Meter zur Fahrbahn haben. Dazu müssten sie vielerorts auf privates Ackerland gesetzt werden. „Und die Landwirte sind oft nicht bereit, ihre Flächen herzugeben.“ In den 1990er Jahren hätten Straßenbauverwaltungen teils noch Land angekauft – dies sei wegen gestiegener Preise nicht mehr praktikabel, berichtet der Experte. Konkrete Konzepte fehlen Peters fordert von den Bundesländern konkrete Konzepte, wie die Alleen erhalten und verbessert werden können. Als positive Beispiele nennt er Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – die Länder mit dem dichtesten Alleenbestand. Doch je weiter man nach Süden komme, desto dünner werde es. „Man muss nicht immer am alten Standort festhalten, wenn der aus bestimmten Gründen nicht mehr gut funktioniert, etwa weil der Verkehrsdruck zu stark ist“, argumentiert der Experte. Großes Potenzial sieht er in kommunalen Straßen, die einer Studie zufolge zu 90 Prozent ohne Baum sind. Auch Cornelia Behm von der Alleenschutzgemeinschaft weiß: „Viele Bäume sind mittlerweile in die Jahre gekommen, die Standsicherheit ist einfach nicht mehr gegeben.“ Mit dem Nachpflanzen täten sich die Länder teils schwer: Zudem gebe es kein einheitliches Kataster zur Erfassung und kein einheitliches Monitoring-System zum Zustand. „Da macht also jedes Land, was es will oder was es kann.“